BMX Hall of Fame Germany
Mitglieder Freestyler PTR-Trickteam

Thomas Rank

Als Allrounder des PTR-Trickteams fühlte sich Thomas auf dem Boden ebenso wohl wie über den Quarterpipes. Er beindruckte mit seinem Style und einem unendlichen Trickrepertoire. Er war zudem die treibende Kraft hinter der Marke PTR, die von seinen Eltern geführt wurde.

Thomas Rank begann mit dem Freestyle zusammen mit seinem Freund Patrick Penkwitt auf einem Baustahl-Rad aus der Metro. So richtig ernst wurde es aber erst, nachdem er unerwartet zu etwas Geld kam: Thomas investierte 1982 in ein schickes Redline Komplettrad und begann, sein Endo-Repertoire zu erweitern. 

Ziemlich schnell begegnete den beiden Rainer Strecker, der ebenfalls ein Redline fuhr und in Besitz zahlreicher US-amerikanischer BMX-Magazine war. Hier fanden sich dann die berühmten Pläne zum Bau eine 1,88m hohen Quarterpipe aus Holz, die natürlich auch schnell umgesetzt wurden.

Die amerikanischen Magazine dienten als Vorlage und Inspiration für endlose Practise-Sessions. Thomas, Rainer und Patrick trainierten stundenlang auf Rampe und Boden und fuhren Shows im Stuttgarter Raum. Der endgültige Kick zur totalen BMX-Begeisterung kam 1984 bei einer Reise in die USA, wo sie unter anderem Bob Haro trafen, dem sie ihr Können in einer Solo-Session zeigen durften. Ein Sponsorenvertrag wurde abgeschlossen, das PTR-Trickteam zierte eine Seite im legendären Freestylin'-Magazin und sie kehrten quasi als Superstars in ihre Heimat zurück, in der es noch keine nennenswerte Freestyle-Szene gab.

Ausschlaggebend für die Gründung der Marke "PTR" und der dazugehörigen Rahmenfirma war aber ein anderer: Als Thomas im Alter von 16 Jahren mit seinem Vater in den USA auf dem Motorrad unterwegs war und die beiden abends an der Del Mar Skate Ranch saßen, schlug sein Vater plötzlich vor, in die Rahmenproduktion einzusteigen. Thomas' Vater betrieb damals eine kleine Maschinenbaufirma im Schwäbischen und beide hatten sich zuvor einige Firmen im Großraum LA angesehen - erstaunt, wie klein diese Firmen waren, die in den US-Magazinen so mächtig aussahen.

Diese Idee gefiel den dreien natürlich und so machten sich Patrick, Thomas und Rainer an die Arbeit und brachten ihre Ideen zu Papier, die dann vom Produktdesigner der Schweizer Motorradfirma "Egli" in richtige technische Zeichnungen umgesetzt wurden. Leider hatte der eigentliche Schweißer keine Ahnung von BMX und so waren die ersten Exemplare krumm und schief. Erst als man auf die Idee kam, die Rahmen während des Schweißens in Lehren am Steuer- und Tretlagerrohr zu fixieren, waren die Ergebnisse vorzeigbar, bzw. fahrbar.

PTR Rahmen der ersten Serie

PTR Rahmen der ersten Serie

PTR-Trickstyler in der finalen Version, mit der dazugehörigen Gabel

PTR-Trickstyler in der finalen Version, mit der dazugehörigen Gabel

Die erste Serie des "PTR-Trickstylers" entstand und musste leider bald wieder ins Werk zurückgerufen werden: Die Idee der gekreuzten Rohre kurz vor dem Steuerrohr sah zwar elegant aus, hielt aber der Belastung einfach nicht stand. Die Konstruktion wurde überarbeitet und so entstand der bekannte PTR-Trickstyler mit der Strebe vom Steuerrohrkopf bis zur Mitte des Oberrohrs.

Die Rahmen wurden im Betrieb des Vaters geschweißt und vom Team eigenhändig zum Pulverbeschichter ins Nachbardorf gebracht. Patrick, Thomas und Rainer waren auch für das Anbringen der Aufkleber, das Schleifen einzelner Rohre vor dem Verchromen und natürlich für die Beantwortung der Fanpost zuständig.

Thomas' Mutter kümmerte sich derweil um die Büroarbeit, bestellte Mützen aus Taiwan und fuhr auf der Suche nach einem Hersteller für T-Shirts und Jerseys quer über die Schwäbische Alb .

 

Die "Firma" schien damals viel größer zu sein, als sie tatsächlich war, vor allem durch die ständige Berichterstattung im Speed-Magazin. Speed sorgte für einen regelrechten Hype. So sehr, dass der PTR-Trickstyler 1984 von den Lesern zum "Freestyler des Jahres" gewählt wurde, obwohl der Rahmen noch gar nicht auf dem Markt war. Tatsächlich wurden aber nur etwa 200-300 Rahmen des Trickstylers verkauft. Rückblickend bezeichnet Thomas die Vorgänge als "hemdsärmelig", dennoch bleibt der Beitrag von PTR zur deutschen Freestyle-Szene unbestritten. Ganz abgesehen von den persönlichen Leistungen der Fahrer schufen sie eine "rider owned company", bevor es in Deutschland überhaupt eine richtige Freestyle-Szene gab. Durch ihr professionelles Auftreten verhalfen sie dem Freestyle-Sport zu einer angemessenen Öffentlichkeit und PTR ist bis heute eine der ganz wenigen Firmen, die in Deutschland tatsächlich BMX-Rahmen hergestellt haben.

Und unternehmerisch ist Thomas Rank geblieben: Heute leitet er ein Elektromaschinenbauunternehmen mit 200 Mitarbeitenden und drei Standorten, das zu den Treibern einer klimaneutralen Industrieproduktion gehört.

Thomas Rank wurde 2024 vor allem wegen seiner Leistungen als Freestyler der allerersten Stunde in die deutsche BMX Hall of Fame gewählt. Er half aufzuzeigen, dass Freestyle auch hierzulande ernstzunehmend und konkurrenzfähig betrieben werden kann indem er mit dem PTR-Trickteam in den USA auf sich aufmerksam machte. Er präsentierte BMX-Freestyle im deutschen Fernsehen dem großen Publikum und war die treibende Kraft hinter der allerersten reinen BMX Firma aus Deutschland. Es dauerte Jahre, bis der deutsche BMX-Szene der Anschluss zu Thomas und dem PTR Team gelungen war und dafür heißen wir Thomas Rank herzlich willkommen.

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