Peter Beu

Als sich Peter Beu 1982 von einigen hartnäckigen BMXern überreden ließ, im Kölner Jugendpark Rampen zu bauen, schuf er damit die Wiege des BMX-Freestyle-Sports in Deutschland.
Der Kölner Jugendpark entstand im Rahmen der Bundesgartenschau 1957 und war eigentlich eine ganz normale Jugendeinrichtung mit Spielgeräten für Kinder, Rollschuhlaufen und Tanztee. Peter Beu schloss sich dem Team 1978 an, mit dem Auftrag, frischen Wind in die Bude zu bringen.
Peter kannte den Jugendpark aus seiner Schulzeit. Er gründete eine Motorradwerkstatt und richtete einen monatlichen Kinotag ein. Mit dem Aufkommen des BMX-Sports fanden bald auch die Kids aus der Umgebung den Weg in den Park, darunter auch Stephan Prantl und Martin Kalabis. Angelockt von den großzügigen Flächen des Parks erzählten sie von ihren verzweifelten Versuchen, auf den Messeparkplätzen und unter den Kölner Brücken Rampen zu bauen und wie diese immer wieder vom Ordnungsamt entfernt wurden. Peter sah das Dilemma und beschloss, den Jungs ein Zuhause zu geben, auch wenn das zunächst einfacher klang, als es war. Denn die Stadt Köln wollte von dieser Art der Jugendarbeit nichts wissen.
An dieser Stelle trat der ortsansässige Zweiradhändler Jung auf den Plan und bot seine Unterstützung an. Erstmals mit finanziellen Mitteln ausgestattet und nicht mehr auf Leihgaben von diversen Baustellen angewiesen, schritten die Jungs zur Tat und bauten Holzhindernisse und Rampen. Das Ganze musste natürlich auch genutzt werden und so wurde 1984 ein erstes improvisiertes Rennen veranstaltet, das für alle Teilnehmer offen war. 1984 war der Rennbetrieb in Deutschland natürlich schon in vollem Gange, nicht zuletzt keine 10 km weiter in Köln-Vogelsang. Als Jugendfreizeiteinrichtung entschied sich der Jugendpark jedoch bewusst für ein möglichst offenes Format.
Aber Racing war auch nicht wirklich das Hauptinteresse der Jugendlichen. Sie wollten Freestyle fahren und so wurde als nächster Schritt die berühmte 1,88 m hohe BMX Action-Quarterpipe nachgebaut und mit den Vorbereitungen für das nächste Event begonnen. Der Freestyle-Sport verbreitete sich langsam in ganz Deutschland, Showteams in Bonn, Bremen und Düsseldorf und nicht zuletzt das PTR-Trickteam aus dem Stuttgarter Raum machten sich einen Namen. Peter Beu wandte sich an einen anderen Mitarbeiter des Kölner Jugendparks, der zur gleichen Zeit Musikworkshops gab: André Maletz. Gemeinsam organisierten sie 1985 den ersten großen BMX Freestyle Contest in Deutschland: Sie luden das PTR-Team als Judges und Showacts ein, baten befreundete Teams, ihre Rampen mitzubringen und veranstalteten einen lockeren Wettbewerb mit offener Atmosphäre und möglichst wenigen Regeln. Inzwischen hatten sich viele ehemalige BMX-Racer dem Freestyle zugewandt und das lockere Format im Jugendpark sorgte für eine ausgelassene Stimmung und machte gleichzeitig deutlich, dass auch in Deutschland auf hohem Niveau Freestyle gefahren wird.
Der Grundstein war gelegt. Schon im folgenden Jahr 1986 nahm der Contest ungeahnte Dimensionen an: Mehr Rampen, ein Rahmenprogramm mit dem amerikanischen GT-Team Martin Aparijo und Dennis Langlais und deutsche Freestyler, die nach dem großen Bericht im Speed Magazin ein Jahr lang an ihren Moves gefeilt hatten, in der Gewissheit, endlich einen Rahmen für ihr Können zu haben. Der Contest war ein voller Erfolg und es war klar, dass von nun an regelmäßig Contests im Jugendpark stattfinden würden. Da Peter und André aber keine Eventmanager, sondern Jugendarbeiter waren, begannen sie von Anfang an, die Jugendlichen in die Arbeit mit einzubeziehen. Nach und nach zogen sie sich aus der Organisationsarbeit zurück und übergaben das Zepter an das heranwachsende Organisationsteam um Stephan Prantl und Lars Dorsch. Irgendwann war der Jugendpark nicht mehr Veranstalter der Wettbewerbe, sondern stellte nur noch offiziell das Gelände zur Verfügung.
Aber gerade für Peter war damit die Jugendarbeit nicht wirklich beendet. Insbesondere durch die manchmal etwas eigenwillige Art der Holzbeschaffung für die Rampen im Jugendpark war er als Verantwortlicher natürlich auch erster Ansprechpartner für die Ordnungskräfte, wenn mal wieder ein Bautrupp erwischt wurde. Und auch als die Veranstaltung in den 2000er Jahren fast Love-Parade-Dimensionen erreichte, musste Peter als Leiter des Jugendparks oft den Kopf hinhalten. Aber da er vor seiner Zeit im Jugendpark eine Ausbildung bei der Polizei NRW absolviert hatte, wusste er, wie er mit den Kollegen umzugehen hatte.
Auch der Umgang mit der Stadt Köln wurde immer komplizierter: Während bei den ersten Veranstaltungen niemand auf die Idee kam, Genehmigungen für die Wettkämpfe einzuholen, änderte sich dies mit zunehmender Größe der Wettkämpfe sehr schnell. Lagerfeuer auf den Parkplätzen oder der steigende Bedarf an Campingplätzen erforderten immer mehr Maßnahmen bis hin zur Absperrung und Bewachung des gesamten Veranstaltungsgeländes. Der Aufwand, gepaart mit steigenden Umweltauflagen, ging so weit, dass man sich Mitte der 2010er Jahre entschloss, keine Wettkämpfe in dieser Größenordnung mehr durchzuführen. Im Jahr 2019 hat wohl definitiv der letzte BMX Contest im Kölner Jugendpark stattgefunden, da das Gelände mittlerweile zum Naturschutzgebiet erklärt wurde.
Doch da war Peter schon nicht mehr im Jugendpark. Er verließ die Einrichtung 2012, um gemeinsam mit Stephan Prantl den im Rahmen der Abenteuerhalle entstandenen Bike & Skatepark "Halle 59" in Köln-Kalk ins Leben zu rufen. Die Stadt hatte ihnen eine abrissreife Halle zur Verfügung gestellt, und mit Hilfe von Stephans Kontakten zu Firmen und Sponsoren machte Peter daraus ein ganzjährig nutzbares Zentrum für BMXer, Skater und alles, was sonst noch Rampen braucht - genau das, was der Jugendpark wegen der ständigen Gefahr des Hochwassers nie sein konnte. Der BMX-Sport ist also weiterhin Teil seiner Arbeit.
Peter Beu gab den versprengten Freestylern Kölns eine Heimat und machte seine Heimatstadt damit zu einem BMX-Mekka. Sein Ruf "Helm auf!", der schon früh morgens durch den Jugendpark klang, bleibt unvergessen und es ist auch seiner Geduld und seinem Einsatz zu verdanken, dass im Köln seit nunmehr über 40 Jahren BMX-Freestyle Veranstaltungen stattfinden. Dafür wurde er im Jahre 2025 in die Deutsche BMX Hall Of Fame aufgenommen.