BMX Hall of Fame Germany
Mitglieder Freestyler PTR-Trickteam

Patrick Penkwitt

Der Groundspezialist des PTR-Trickteams beindruckte mit kraftvollen Moves und technischer Raffinesse und war einer der ersten reinen Flatlander im deutschen BMX-Freestyle.

Als Patrick Penkwitt 1982 das Warenhaus mit einem nagelneuen Redline-Rad verließ, war er gar nicht so richtig zufrieden. Er wollte viel lieber ein Rad der Marke "BMX", aber das gab es leider nicht. Doch das Rad sollte erstmal reichen und so zog er mit seinem Schulkameraden Thomas Rank los, um in der Mittagspause Endos zu üben. 

Den Endo hatte er im BMX Action-Magazin gesehen und er hatte ihn tief beeindruckt. Damals gab es noch kein Youtube, keine Videokassetten und BMX fand auch nicht im Fernsehen statt. Echtes, bewegtes BMX-Freestyle hat Patrick erst bei der WM 1983 im niederländischen Slagharen gesehen, wo Billy Stupple eine Show fuhr. Er reimte sich die Tricks also irgendwie zusammen und entwickelte eigenen Idee. Er und seine zwei Kollegen Thomas und Rainer Strecker fuhren fanatisch jeden einzelnen Tag – "von Schulende bis Schulanfang"

Und das Training zahlte sich aus: das PTR-Trickteam, wie sie sich mittlerweile nannten, begann Shows im Stuttgarter Umland zu fahren. Auf diese Shows wurde Aris Donzelli vom Speed-Magazin aufmerksam und er begann, die drei für Tricktipps und Fotoshootings ranzuziehen. Die Berichterstattung verhalf PTR innerhalb kurzer Zeit zu nationalem Ruhm in der kleinen Szene und natürlich lies ein großer Sponsor jetzt nicht mehr lange auf sich warten: ein Vertrag mit dem amerikanischen Radhersteller GT (über den deutschen Großhändler Sport Import) lag schon unterschriftsreif auf dem Tisch und die Räder waren bereits ausgeliefert, als sich PTR dann doch dagegen entschied: Der Vertrag schien ihnen zu restriktiv, sie sollten sich verpflichten, jeden Contest mitzufahren und die drei wollten mehr Freiheiten. Stattdessen gründeten sie also ihre eigene Firma und brachten mit Hilfe von Thomas Ranks Eltern den PTR Trickstyler auf den Markt.

Als professionelles Team mit eigenem Logo, eigener Kleidung und eigenem Rad gingen sie im Frühjahr 1985 auf eine große Tournee durch ganz Deutschland und lernten die aufkommende Freestyle Szene in Deutschland und der Schweiz kennen. Sie traten in mehreren großen Fernsehsendungen auf, unter anderem im Ferienkalender und im Aktuellen Sportstudio des ZDF. Alle Minderwertigkeitskomplexe, die man mit einer so obskuren Sportart wie BMX-Freestyle haben kann, wurden dort noch verstärkt: Der Sportstudio-Moderator Bernd Heller weigerte sich, die drei auch nur anzusehen, geschweige denn, sie namentlich anzukündigen. Aus seiner Verachtung für diesen "Kinderkram" machte er keinen Hehl. Erst nach massiven Protesten von Patrick, Thomas und Rainer wurden sie halbherzig und mit großer Verspätung angekündigt und absolvierten ihren Auftritt während der Abspann schon rollte. Aber das Kind lag jetzt im Brunnen: BMX Deutschland hat das PTR-Team in Aktion erlebt und damit die Bestätigung, dass all der Hype aus der Speed gerechtfertigt war: Die drei waren gut!

1986 wurde der PTR-Trickstyler erneut überarbeitet und die Zeitschrift "BMX Sport", wie die Speed inzwischen hieß, kündigte den großen Angriff der PTR-Jungs auf die internationale Contest-Szene an. Patrick, Thomas und Rainer waren wieder Judges im Jugendpark, beim zweiten großen deutschen Freestyle Contest. Zusammen mit Martin Aparijo, Dennis Langlais und Stephan Prantl fuhren sie eine Show vor einem großen Publikum der aufstrebenden und ambitionierten deutschen BMX Freestyle Szene. 

Doch gegen Ende des Jahres 1986 schien die Luft raus zu sein. Das "BMX Sport"-Magazin wurde eingestellt, Patrick spielte nebenbei als Drummer in einer Band, sie alle standen kurz vor dem Abitur und der Ruf der Damenwelt war auch nicht mehr zu überhören. Die drei beschlossen einvernehmlich, das PTR-Trickteam zu begraben und die Rahmenproduktion einzustellen.

Aber für Patrick ging es weiter. Als Sohn einer Fotografenfamilie hatte er schon früh immer eine gut ausgestattete Fototasche im Gepäck. Inspiriert von der Hochglanzfotografie des Freestylin'-Fotografen James Cassimus experimentierte er mit Beleuchtung und Blickwinkel, holte sich Tipps aus der Familie und erzielte schon nach kurzer Zeit Ergebnisse, die sich sehen lassen konnten. Seine Bilder erschienen bald auch in der Speed und so legte Patrick den Grundstein für seine spätere Karriere: Nach einigen Jahren als Fotograf für Freestyle- und Sportmagazine in Deutschland und Kalifornien zog er nach Florida und widmete sich der Mode- und Werbefotografie.

Patrick Penkwitt ist als wohl erster deutschlandweit bekannter reiner Flatlander eine Inspiration für eine ganze nachfolgende Generation von Freestylern gewesen. Seine Auftritte in Pfiff, dem Ferienkalender und dem aktuellen Sportstudio waren für viele das allererste Mal, dass sie Freestyle und insbesondere Flatland ausserhalb der oft gestellten Magazinfotos in Bewegung gesehen haben. Er bewies, dass man nicht aus Sunny California sein muss, um beeindruckend BMX fahren zu können und bereitete damit den Weg für viele, die ihm nacheiferten. Für seine Rolle als "P" in PTR und seinen individuellen Beitrag zu BMX Freestyle in Deutschland wurde er 2024 in die deutsche BMX Hall of Fame aufgenommen.

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