Hartwig Hofherr

Als junger Mann arbeitete Hofherr als Berufsfotograf, was ihn unter anderem in die Formel 1 und mit Niki Lauda in die USA führte. Er war schon immer ein Tüftler und besitzt aus seiner Zeit als Fotograf sogar ein Patent für die Duplizierung von Diapositiven.

Da sowohl sein Sohn Hans-Joachim als auch seine Tochter Daniela begeisterte Skater waren, begann Hofherr, sie und ihre Freunde privat mit Skateboards und Ersatzteilen zu versorgen. Die Nachfrage stieg und so eröffnete er 1978 an der bekannten Adresse Oppenheimer Landstraße 54 in Frankfurt ein Skateboard-Geschäft unter dem Namen „Hajo's“, kurz für Hans-Joachim. Nach einem Besuch im Steakhaus hatte der Laden auch sein Logo: ein Skateboard mit Rollen und Hörnern.

Irgendwann standen zwei in Frankfurt stationierte Amerikaner mit ihren importierten BMX-Rädern in seinem Laden und weckten Hofherrs Interesse. So nahm er um 1980 BMX in sein Sortiment auf und bekam über die Firma Messingschlager die ersten BMX-Räder für sein Geschäft: Drei verschiedene Modelle von Diamond Back, ein rotes Aluminiummodell mit Anfahrschaltung (das teuerste Modell), eines mit Chromoly-Rahmen und eines aus Stahl und Chromoly. Zu dieser Zeit gab er dann auch seinen alten Beruf im Vertrieb von Fototechnik auf um sich ganz auf sein Geschäft "Hajo's" konzentrieren zu können.

Anfangs war er viel mit seinem damaligen Geschäftspartner Wolfgang Renner unterwegs. Gemeinsam fuhren sie zu Rennen und besuchten Firmen in den USA. Das Geschäft mit den BMX-Rädern entwickelte sich schnell, in Frankfurt wurden unzählige Räder verkauft und die Szene an der bekannten Hauptwache wuchs.

Das Versand- und Ladengeschäft Hajo's zeichnete sich schon immer durch ein hochwertiges Sortiment aus: Neben Redline als Premium-Marke führte er unter anderem Produkte von Torker, CW und Kuwahara. Für diese Marken wurden viele bekannte Fahrer als Teamfahrer verpflichtet. So waren im Redline-Team Top-Fahrer wie Andreas Tittmann und Ivi Vidakovic, im Torker-Team Ralf Früchtl (später Redline) und Patrick Voelkel, im Kuwahara-Team Chris Brown, Wayne Hammerstadt und Thomas Wensch. Später kam Uwe Sturm zum Redline Team.

Das umfangreiche Portfolio wurde einige Jahre später zwar etwas reduziert, die Kernmarke Redline blieb jedoch erhalten. Als Generalimporteur von Redline lernte Hofherr Linn Kastan, den Gründer von Redline, kennen. Die beiden wurden Freunde und unternahmen viele gemeinsame Reisen. Einmal ging es zum Hochseefischen nach Mexiko, wo die beiden den damals größten Blue Marlin fingen - ein Fang, der für einige Monate als Weltrekord anerkannt wurde.

Das Geschäft florierte. Um 1984 boomte der BMX-Sport weiterhin und Hofherr eröffnete einen zweiten BMX-Shop in München, der allerdings nach wenigen Jahren wieder schließen musste. Das Hauptgeschäft war und blieb in Frankfurt. Mit der Rezession des BMX-Marktes nach 1986 musste auch der BMX-Shop in Frankfurt geschlossen werden, das Import- und Versandgeschäft lief jedoch weiter.

Erst 1990 sah sich Hofherr gezwungen, den Laden zu schließen und das Geschäft aufzugeben. Er zog sich vom BMX zurück und kehrte mit seiner Frau in seine alte Heimat ins Allgäu zurück, wo er sich in der Kommunalpolitik zu engagieren begann. Heute sammelt er immer noch gerne alte Fotoapparate, eine Leidenschaft, die er seit seiner Kindheit nicht aufgegeben hat. 

Mit Hartwig Hofherr begrüßen wir einen der großen Pioniere des deutschen BMX-Sports in der Hall of Fame. Er versorgte den jungen Sport mit hochwertigen Rädern und Ersatzteilen und unterstützte aufstrebende Talente auf ihrem Weg. BMX in den 80er Jahren wäre ohne "Hajo's" undenkbar und dafür danken wir Hartwig Hofherr.